In den letzten zwei Wochen war ganz schön was los (siehe Chronik). Leider haben sich die Hoffnungen, die der Beschluss der Hochschulen zur Einführung von Mitgliedsbeiträgen geweckt hatte, bisher nicht bewahrheitet. uni-assist hat in seinem Kommunikationsstil gegenüber den Beschäftigten keineswegs die Richtung eingeschlagen, die wir uns nach diesem von allen Seiten lang ersehnten Beschluss gewünscht hätten. Es wäre eigentlich der richtige Moment gewesen, um einen Schritt auf uns zuzugehen und sich zur baldigen Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen zu bekennen.
Doch das genaue Gegenteil ist passiert: Geschäftsführung und Vorstand haben sich offenbar für eine Strategie der Härte entschieden. Während viele von uns sich angesichts voller werdender Aktenregale fragen, wie wir die kommenden Wochen und Monate mit den vorhandenen personellen Kapazitäten bewältigen sollen, scheint uni-assist jede Diskussion über eine Lösung für unsere Kolleg*innen mit Lückenverträgen und Kettenbefristungen im Rahmen verbindlicher Be- und Entfristungsregelungen (einer unserer Kernforderungen) im Keim ersticken zu wollen.
Ihr habt alle von dem ultimativen Angebot erfahren, das uni-assist und KAV kürzlich aus dem Hut gezaubert haben und in dem wieder einmal – neben anderen Punkten, die dem Beschäftigtenwillen entgegenlaufen – keinerlei Vorschläge für die Befristungsproblematik enthalten sind. Verbal tut uni-assist so, als sei dieses Angebot der Tarifkommission unterbreitet worden. Fakt ist aber: uni-assist hat die Verhandlungen einseitig auf Eis gelegt, und zwar schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Seit Anfang März hat es keinerlei Gespräche zwischen uni-assist und der von euch gewählten Tarifkommission mehr gegeben. Alle Bemühungen und Vorschläge unsererseits, die Verhandlungen wieder in Gang zu bekommen, hat uni-assist kommentarlos ignoriert.
In einer solchen Situation des Verhandlungsstillstands ein Angebot ohne substantielle Verbesserungen im Vergleich zum vorherigen, von 88% der organisierten Beschäftigten abgelehnten Angebot in den Raum zu werfen und mit einem extrem knapp bemessenen Ultimatum zu versehen, kann man beim besten Willen nicht als verantwortungsvolles und lösungsorientiertes Handeln bezeichnen.
Auch der kurzfristig angekündigte Zoom-Termin zum „Austausch“ mit dem Vorstand am vergangenen Dienstag, den wir als Tarifinitiative uns durchaus gewünscht hatten, war Teil der Strategie des Sich-Hinwegsetzens über die Beschäftigteninteressen, denn die Rollen waren von Anfang an klar verteilt: Der Vorstand hatte das alleinige Rederecht, Wortmeldungen vonseiten der Beschäftigten waren nicht vorgesehen. Unsere zahlreichen und sehr konkret formulierten Fragen im Chat wurden von den teilnehmenden Vorstandsmitgliedern nur ansatzweise aufgegriffen. Von dem erhofften Austausch konnte keine Rede sein. Die Tarifinitiative hat daher den Vorstand erneut zu einem baldigen Gespräch eingeladen, bei dem auch die Beschäftigten reden und sich einbringen können. Eine Antwort steht noch aus.
Es hat sich jedenfalls gezeigt: Es gibt viel zu besprechen. Wir müssen uns gemeinsam auf eine Strategie verständigen, wie wir als Beschäftigte mit der verfahrenen Situation umgehen wollen. Und nicht zuletzt auch: Wie wir verhindern wollen, dass wir Ende August eine große Zahl von lieb gewonnenen Kolleg*innen verlieren, die in ihren Teams z.T. seit Jahren die gleiche Arbeit wir ihre festangestellten Kolleg*innen leisten, aber zu wesentlich prekäreren Konditionen.
Der Warnstreiktag, zu dem ver.di für morgen aufgerufen hat, bietet dafür einen geeigneten Rahmen. Wir müssen leider immer wieder feststellen, dass uni-assist uns nur hört, wenn auch wir mal auf den Tisch hauen. Lassen wir uns nicht unterkriegen!
Wir freuen uns auf euer zahlreiches Erscheinen morgen (natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln!) und sind gespannt, was wir zusammen auf die Beine stellen können!
Wann: Di 30.06. 9:00 Uhr
Wo: Wir treffen uns neben der Grillfläche am östlichen Rand des Tempelhofer Felds, also auf der Neuköllner Seite. Der Zugang zum Feld befindet sich an der Oderstraße. Wir haben ver.di Fahnen dabei, haltet danach Ausschau!
Hier der Warnstreikaufruf im Wortlaut:
Die Mitgliederversammlung am 27.06.2020 hat einstimmig Warnstreiks beschlossen.
Die inhaltlichen Positionen liegen insbesondere bei den Be- und Entfristungsregelungen noch weit auseinander. Dies trifft ebenfalls für andere Forderungen zu. Darüberhinaus gibt es trotz der Aufforderung der Tarifkommission, persönliche Verhandlungen aufzunehmen, keine Bewegung – und damit keine Bereitschaft zu Verhandlungen auf Seiten von uni-assist e.V. Stattdessen inszeniert uni-assist e.V. eine Zuspitzung der Tarifauseinandersetzung mit Fristsetzung zum 3.7.2020, welches Euch zur Zustimmung eines per Email versandten “Angebotes” zwingen soll und droht bei Nichtzustimmung mit Abbruch der Tarifverhandlungen. Wohlgemerkt ohne überhaupt welche wieder aufgenommen zu haben.
ver.di ruft daher zur Durchsetzung der Wiederaufnahme von Verhandlungen und der Durchsetzung unserer Forderungen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Arbeits- und Servicestelle für internationale Studienbewerbungen uni-assist e.V., Geneststraße 5, 10829 Berlin, am 30.06.2020 zu einem ganztägigen Warnstreik auf.
Der Versammlungsort befindet sich nah der Grillfläche Tempelhofer Feld – Oderstraße [Eingang aufs Feld gegenüber Hall of Fame]. Die Streikversammlung beginnt um 9 Uhr.
Die Arbeit wird an diesem Tage nicht aufgenommen.
Bitte beachtet, dass ihr einen Mindestabstand von 1,5 Meter zu Euren Mitstreikenden haltet. Wir bitten Euch darüber hinaus, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das Tragen eines solchen Schutzes entbindet jedoch keinesfalls vor dem allgemeinen Abstandsgebot.
Kolleg*innen, die als Risikogruppen gelten, bleiben bitte am Streiktag zuhause und nehmen die Arbeit nicht auf. Bitte meldet Euch am 29.6.2020 bei mir, damit wir sicherstellen, dass ihr bei Beteiligung am Warnstreik zuhause auch Streikgeld bekommt.
Wir erwarten zeitnahe und zügige persönliche Verhandlungen und eine Rücknahme der Frist 3.7.2020 durch die Arbeitgeberseite.
Wer am Streiktag Mitglied wird, bekommt Streikgeld.
Wendet euch bei Fragen vor Ort an die Tarifinitiative oder jana.seppelt@verdi.de.