…denn wir wissen, was auf dem Spiel steht!
Die vergangenen vier Warnstreiktage waren wieder sehr arbeitsintensiv, haben uns aber erneut zum Weitermachen angespornt.
An der Ausgangslage hatte sich ja seit letzter Woche nichts geändert, denn von uni-assist kamen leider immer noch keine Signale des Entgegenkommens. Somit war auch die Streikmotivation ungebrochen. Hier zur Erinnerung die Gründe, warum wir als organisierte Beschäftigte derzeit keine andere Wahl sehen als zu diesem Mittel zu greifen: https://verdi-uni-assist.de/2020/07/30/streik-muss-doch-echt-nicht-sein/
Keine*r der Streikenden – ob aus der Zeugnisbegutachtung, aus dem Service oder aus der Logistik – ist glücklich darüber, dass unsere Bewerber*innen nun noch länger auf die Bearbeitung ihrer Bewerbungen warten müssen. uni-assist rückt aber in der Kommunikation gegenüber den Mitgliedshochschulen nur mit der halben Wahrheit heraus, wenn es unsere Streiks als alleinige Ursache für die Export-Verzögerung identifiziert: Klar haben die Warnstreiks einen deutlich spürbaren Effekt auf die Arbeitsabläufe im Betrieb, das ist uns wohl bewusst. Aber wir wissen auch, dass es ganz unabhängig davon bereits zu einem Rückstau von tausenden Bewerbungen gekommen war – u.a. aufgrund betrieblicher Entscheidungen von uni-assist. Ein rechtzeitiger Export schien daher schon vor den Streiks illusorisch.
Im Folgenden wieder ein kleiner Rückblick auf unsere Aktivitäten der letzten Tage:
Montag, 03.08.20
Ein weiteres Mal lieferte der Park am Gleisdreieck die idyllische Kulisse zu unserer Streikversammlung. Diesmal ging es u.a. um die Intensivierung unserer Öffentlichkeitsarbeit und die Planung weiterer Gespräche mit Vertreter*innen unserer Mitgliedshochschulen.
Dienstag, 04.08.20
Dieser Tag war ganz der Arbeit in regional und thematisch ausgerichteten AGs gewidmet. Während die ersten Antworten auf unsere Terminanfragen eintrudelten, wurde auch wieder Material erstellt, um unsere Forderungen phantasievoll nach außen zu tragen…
Besonders hervorgehoben sei hier die tolle Arbeit unserer Rap-Gruppe, die das ganze auf den Punkt bringt:
Text: Johanna, Vertonung: Daniel und Christian
Ich streike, weil…
- uni-assist nicht zum Dialog über unsere Probleme bereit ist
- es nach mehr als 15 Jahren Outsourcing immer noch keinen Tarifvertrag gibt
- wir nur mit guten Arbeitsbedingungen einen guten Service anbieten können
- uni-assist die hausgemachten Probleme sonst nicht löst
- wir als Beschäftigte planbare und sichere Arbeitsverhältnisse verdienen
- uni-assist uns sonst nicht zuhört
- unsere Arbeitgeberin alle Verhandlungen abgebrochen hat
- dutzende Kolleg*innen in ein paar Wochen ihren Arbeitsplatz verlieren
- unsere Arbeitgeberin die Bedingungen für Teilzeitbeschäftigte verschlechtern will
- auch Saisonkräfte eine Jahressonderzahlung verdienen
- sich uni-assist seit Monaten jeder Verhandlung verweigert
- es gleiche Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten geben muss
- ich mich von meinem Arbeitgeber nicht ernst genommen fühle
- ich keine andere Möglichkeit sehe unsere Arbeitgeberin zum Weiterverhandeln zu bringen
- sich die noch offenen Punkte mit ein wenig Kompromissbereitschaft sicher klären ließen und der Tarifabschluss bereits in greifbarer Nähe ist
- ich mir eine transparente Zukunftperspektive für uni-assist wünsche
- 2 Wochen vor Vertragsende über mögliche Weiterbeschäftigung informiert zu werden Lebensplanung unmöglich macht
- uni-assist benötigte, geschulte und motivierte Mitarbeiter verliert oder ohne Erklärung gehen lässt
- mir ist der Zusammenhalt mit meinen Kolleginnen und Kollegen wichtig, rein persönlich und auch für den regen Wissenstransfer
- ich finde, dass die Mitarbeiter*innen, die Daueraufgaben ausüben, auch eine feste Stelle benötigen
- weil ich die Blockadehaltung und den respektlosen Umgang mit der Tarifkommission seitens der Arbeitsgeberseite nicht so hinnehmen will
- die Kolleginnen und Kollegen mit mehrjähriger Erfahrung weiter bei uni-assist gebraucht werden
Mittwoch, 05.08.20
Erneute Kundgebung vor unserer Arbeitsstätte; diesmal stattete uns unsere Geschäftsführerin Frau Yoon einen Besuch ab, was an sich als Geste von den Beschäftigten gut aufgenommen wurde. Inhaltlich war aus ihrem Statement jedoch nichts Versöhnliches herauszuhören, im Gegenteil: Die Strategie des Nicht-Verhandeln-Wollens wurde vor allen Anwesenden noch einmal unmissverständlich bekräftigt. Gleichzeitig erging der Appell, doch bitte an das bisher Erreichte anzuknüpfen. Würden wir gerne! Dazu haben wir eine gewählte Tarifkommission, die jederzeit für abschließende Gespräche bereitsteht. Terminvorschläge für Verhandlungen schon in der kommenden Woche liegen uni-assist vor, wir warten auf Antwort…
Im Anschluss an unsere Kundgebung vor uni-assist führte eine kleine Gruppe dann noch ein rund einstündiges Videogespräch mit zwei Vertreter*innen der Universität Hannover zum Sachstand der Tarifauseinandersetzung. Durch viele Rückfragen wurde schnell deutlich, dass an der Universität ein großer Informationsbedarf zum Hintergrund des Konflikts besteht. Unsere Kolleg*innen wiederum erfuhren, dass die Universität Hannover die Arbeit von uni-assist sehr schätzt und deshalb – im Gegensatz zu einigen anderen Hochschulen – auch sehr schnell bereit war, einen relativ hohen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Im Gegenzug dafür wünscht sich die Universität aber Stabilität und Verlässlichkeit, die nicht durch Probleme in der innerbetrieblichen Kommunikation beeinträchtigt werden sollten. Diesen Impuls nehmen wir gerne mit und werden ihn auch noch einmal an die Arbeitgeberseite kommunizieren.
Donnerstag, 06.08.20
Krönender Abschluss unserer zweiten Warnstreikwoche war eine Demo von der Humboldt-Universität zum Bundesministerium für Bildung und Forschung.
An beiden Orten und dazwischen gab es viel Musik und kämpferische Redebeiträge von betroffenen Kolleg*innen, sowie am Ende ein Grußwort des Bundestagsabgeordneten Pascal Meiser.
Das Wetter und die Stimmung waren super, wir kommen wieder – bis uns auch die Bundespolitik ausreichend Gehör schenkt, denn schließlich erfüllt uni-assist als Player im Rahmen der Internationalisierungsstrategie wichtige bundesweite Aufgaben.
Am Rande der Kundgebung vor der HU fand auch ein Gespäch mit Dr. Yaon Vilain, kommissarischer Leiter der Abteilung Internationales der HU Berlin statt. Eine Delegation der Tarifinitiative informierte Herrn Vilain über den aktuellen Stand der (Nicht-)Verhandlungen und die Themen, bei denen bislang noch keine Einigung am Verhandlungstisch erzielt werden konnte. Wir haben deutlich gemacht, warum wir streiken und bei welchen Punkten wir noch Verhandlungsbedarf sehen.
Zudem haben wir deutlich gemacht, dass wir von der HU nicht erwarten, sich aktiv in die Tarifverhandlungen einzubringen, dass jedoch die HU in der Lage ist, als eine der größten uni-assist Mitgliedshochschulen und stellvertretend für die Berlin University Alliance ihre Position zu nutzen, um Druck auf die Arbeitgeberseite auszuüben. Der HU ist vor allem an der Stabilität von uni-assist gelegen und teilt mit uns die Sorgen über die Auswirkungen des Tarifkonflikts auf das aktuelle Bewerbungsverfahren. Für diese Sorgen gibt es nur eine Lösung: die Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen.
Denn viel lieber als zu streiken, lösen wir die Probleme von uni-assist am Verhandlungstisch.