Unsere Bemühungen, uni-assist an den Verhandlungstisch zurückzubekommen, um endlich lösungsorientiert und zügig die noch offenen Punkte zu verhandeln, sind in eine weitere Woche gegangen. Wie schon seit Längerem angekündigt, fand am Dienstag eine Urabstimmung unter den organisierten Beschäftigten statt.
Nach Beendigung der öffentlichen Stimmauszählung war die Sensation perfekt:
Sage und schreibe 9 Kolleg*innen stimmten für die Annahme des letzten Arbeitgeberangebots und damit gegen eine Ausweitung der Streiks! Das entspricht satten 4,2% aller Beschäftigten bei uni-assist (um bei der Zählweise unserer Geschäftsführung zu bleiben…)!!!! Bei so beeindruckenden Zahlen verblassen die restlichen Fakten natürlich ein wenig…
…aber der Vollständigkeit halber sei’s erwähnt:
57 Kolleg*innen (und damit deutlich mehr als die laut ver.di Satzung geforderte Dreiviertelmehrheit der Abstimmenden – genau genommen 86,4%) haben mit Nein und damit für die Möglichkeit einer Ausweitung der Streiks gestimmt.
Apropos Abstimmende: Die mussten satzungsgemäß persönlich erscheinen. Da von den am Erscheinen verhinderten Mitgliedern derzeit ein nicht unbeträchtlicher Teil im verdienten Urlaub weilt, könnte man durchaus von einer hohen Wahlbeteiligung sprechen. Könnte man… Aber das nur als Detail am Rande, wir wollen hier ja nicht mit Zahlen um uns werfen 😉.
Was ist sonst noch passiert diese Woche?
Im Einklang mit dem Abstimmungsergebnis fanden gestern und heute weitere Streiktage statt, an denen wir frohgemut weiter an unserer Strategie gearbeitet haben. Gerade in dieser Phase ist es uns wichtig, Hochschulen, Politik und andere Akteure kontinuierlich einzubinden. Nicht alle Mitgliedshochschulen, die wir kontaktieren, sind begeistert darüber, dass dieser Tarifkonflikt scheinbar kein Ende nehmen will. Dennoch konnten wir weitere Hochschulen für Gesprächstermine gewinnen. Wir werden demnächst darüber berichten…
Für ein „Täglich-grüßt-das-Murmeltier“-Feeling (wie eine Rednerin es treffend formulierte) sorgte unsere heutige Kundgebung vor uni-assist. Videos der Kundgebung
Die Uhr tickt, das wurde uns wieder einmal bewusst…
Umso beeindruckender war es, dass es sich ausgerechnet Kolleginnen mit demnächst auslaufenden Verträgen nicht nehmen ließen, Klartext zu reden und den Finger in die Wunde zu legen:
Hier geht ein Verein, der den Anspruch erhebt, ein Kompetenzzentrum für die Internationalisierung der deutschen Hochschullandschaft zu sein, unglaublich verantwortungslos mit seiner wichtigsten Ressource um: seinen Mitarbeiter*innen, die sich in jahrelanger Teamarbeit einen umfangreichen Wissens- und Erfahrungsschatz angeeignet haben und die nun einfach so im Regen stehen gelassen werden… von unserer Geschäftsführung, vom Vorstand des Vereins, aber auch von Kolleg*innen, die dem Druck aus teils nachvollziehbaren Gründen nicht standhalten oder sich ihren eigenen Solidaritätsbegriff zurechtgelegt haben.
Und das erstaunlichste ist: Unsere befristeten Kolleg*innen wollen weiter hier arbeiten, obwohl sie sich von ihren Qualifikationen her längst woanders bewerben könnten, wo man ihre Arbeit wertschätzt. Weil ihnen die Arbeit, die Kolleg*innen und auch die Bewerber*innen nach wie vor am Herzen liegen!
Klar ist: Niemanden von uns lässt diese Eskalation kalt. Niemandem von uns ist wohl bei dem Gedanken an die möglichen Auswirkungen von Streiks für unsere Bewerber*innen. Wir sind uns aber bewusst, was „Solidarität“ auf gar keinen Fall bedeutet: das Interesse der Mitgliedshochschulen und Bewerber*innen (für die wir eine Dienstleistung erbringen) über das berechtigte Interesse der Beschäftigten zu stellen – also über unsere eigenen Interessen und die unserer Kolleginnen und Kollegen! Für das vereinbarungsgemäße Erbringen einer Dienstleistung hat – wie in einer Geschäftsbeziehung üblich – der Arbeitgeber gerade zu stehen, in unserem Fall letztendlich der Vereinsvorstand. Der Ball liegt jetzt im Spielfeld von uni-assist, das sich seit März 2020 dem von Beschäftigtenseite permanent geäußerten Verhandlungswillen verweigert, das aber jederzeit seine Blockadehaltung ändern und damit eine Lösung des Konflikts herbeiführen könnte.
Wer uni-assist dabei unterstützen möchte, kann das tun – durch solidarisches, kollegiales Handeln! Lassen wir also unsere Kolleg*innen – ob befristet oder unbefristet – nicht im Regen stehen, weder jetzt noch in Zukunft!